ERASMUS + Overcoming boundaries, 2021-2023

Overcoming boundaries, 2021-2023

Berlin

Das von der Max-Beckmann-Oberschule geleitete Erasmus+ Projekt „Overcoming boundaries“ stellte die Teilnehmenden des Projekts gleich zu Beginn vor eine riesige Herausforderung: Wie kann man es schaffen, dass eine Gruppe Jugendlicher und Lehrer*innen sich kennenlernt, wenn eine Pandemie es nicht erlaubt, sich tatsächlich zu begegnen? Die ersten Schritte dazu, diese Grenzen zu überwinden haben wir genommen, indem wir uns online getroffen und ausprobiert haben, was aus der Ferne so alles möglich ist: Präsentieren, Teams bilden, Bilder anschauen und kommentieren, diskutieren, quatschen, zusammen Spiele spielen.
Im August 2021 konnten sich dann endlich zunächst die Lehrer*innen kennenlernen bei einem Planungstreffen in Izola an der slowenischen Küste. Als sich vom 3.-8. Oktober 2021 auch die Schüler*innen das erste Mal alle in Berlin trafen, war die Vorfreude entsprechend groß, sich nun endlich wirklich zu begegnen, nachdem wir uns schon ein halbes Jahr lang online kannten.
Die Arbeitswoche in Berlin begann damit, dass die Teilnehmenden in internationalen Gruppen erkundet haben, welche Grenzen ihnen in ihrem Alltag begegnen und welche davon von ihnen als besonders belastend empfunden werden. Die Teilnehmenden sind zunächst zu einer Fotorecherche in kleinen Gruppen ausgeschwärmt und haben Material zusammengetragen, das ihnen als Grundlage für ihre Projekte in der Woche diente. Das Spektrum der von den Schüler*innen behandelten Grenzen war so vielfältig, wie die Teilnehmenden selbst: Thematisiert wurden soziale und geschichtliche Aspekte, wie die Kluft zwischen Arm und Reich, die ehemals durch Berlin verlaufende Grenze und kulturelle Unterschiede, sowie sehr persönliche Grenzen, wie Sprachbarrieren, psychische Hemmschwellen oder Grenzen zwischen den Geschlechtern. Die Auseinandersetzung mit diesen Grenzen war Gegenstand von Zeichnungen, Kurzfilmen, Podcasts, Kurzgeschichten und Skulpturen, die in der Woche in kleinen Gruppen angefertigt und abschließend präsentiert wurden.
Auch die Ausflüge, die wir unternommenen haben, haben dazu beigetragen, den Gästen einen lebendigen Eindruck von der Vielfalt unserer Stadt zu vermitteln und für das Thema zu sensibilisieren, wie Grenzen überwunden werden können. So konnten wir bei einer Führung in den Berliner Unterwelten über geheime Fluchtversuche aus Ostberlin erfahren, haben die Mauergedenkstätte und die East-Side-Gallery besucht, und die Gäste haben zusammen mit ihren Berliner Gastgeber*innen weitere Besonderheiten von Berlin erlebt, wie z.B. das „Festival of Lights“ und die Diashow zum Tag der deutschen Einheit am Brandenburger Tor.
Da die Schüler*innen nun ein halbes Jahr warten mussten bis zum nächsten Wiedersehen, wurde sich in der Zwischenzeit wieder online beholfen und unter anderem eine virtuelle Weihnachtsfeier abgehalten, für die sich die Schüler*innen Pakete mit Weihnachtsschmuck und Spezialitäten aus ihren Ländern geschickt hatten, die bei dem Onlinetreffen gemeinsam geöffnet und verzehrt wurden.

Oulu, Finnland

Das zweite Erasmus+ Treffen fand vom 6.-13. Mai 2022 in Oulu im Norden Finnlands statt. Da wir uns aus ökologischen Gründen dazu entschlossen hatten, nur nach Helsinki zu fliegen und von dort aus mit dem Nachtzug weiterzureisen, hatten wir die Möglichkeit, Zeit in Helsinki zu verbringen und dabei unseren ehemaligen Kollegen Kalle Peuna wiederzusehen, der mittlerweile mit seiner Familie in Helsinki wohnt. Nach einem spannenden Tag in Helsinki erreichte das slowenische und deutsche Team am Sonntag früh ihr Ziel und hatte noch viel Zeit, um mit ihren Gastgeber*innen die Stadt und die Umgebung kennenzulernen.
Den thematischen Schwerpunkt des Treffens in Oulu bildete die Auseinandersetzung mit persönlichen Grenzen, wozu am ersten Tag auf spielerische Art individuelle Grenzen erkundet wurden. Als Referentin war eine Comiczeichnerin geladen, die mit ihrer introvertierten Figur Matti typisch finnische Verhaltensmuster in ihren Geschichten darstellt, wobei sich Matti auch oft mit seinen Grenzen konfrontiert sieht. Auch gab es eine beeindruckende Gesprächsrunde mit einer ehemaligen Schülerin der Schule, die als Geflüchtete nach Finnland kam und mittlerweile als erfolgreiche Geschäftsfrau arbeitet und ehrenamtlich Aufklärungsarbeit über Migration leistet. In einem Medienworkshop wurden den Schüler*innen Grundlagen der Filmtechnik vermittelt, um sie dabei zu unterstützen, im Laufe der Woche in kleinen Gruppen Filme zu erstellen, die die Überwindung persönlicher Grenzen veranschaulicht haben.

Auch die Ausflüge und gemeinsamen Unternehmungen trugen dazu bei, typisch finnische Eigenarten kennenzulernen. So gab es gleich am Abend ein gemeinsames Picknick mit professionellen Grillutensilien am Ufer des Flusses. Auch wurde zusammen in der (beeindrucken ausgestatteten) Schulküche ein typisch finnisches Essen aus drei Gängen gekocht. Bei unserem Tagesausflug nach Rovaniemi an den nördlichen Polarkreis durften wir den Weihnachtsmann persönlich kennenlernen, was in Finnland scheinbar zu jeder glücklichen Kindheit und Jugend dazugehört. Wir hatten eine Führung im Arcticum, einem Museum über das Leben am Polarkreis und konnten hinterher noch etwas Zeit in Rovaniemi verbringen, leider bei heftigen Regenschauern. Einige von uns sind dabei ein weiteres Mal dem Weihnachtsmann begegnet im Einkaufszentrum, aber der schien sich gar nicht mehr an uns zu erinnern…
Leider zeigte sich gegen Ende unserer Reise eine spezielle Hürde, die es zu überwinden galt: „The Finnish flu“ sorgte für immer mehr Erkrankte unter den Teilnehmer*innen. Dank der fürsorglichen Pflege der Gasteltern und fiebersenkender Mittel konnten wir dann am Freitagabend trotz allem die Rückfahrt im Nachtzug antreten. Der halbe Tag in Helsinki brachte für die kranken Schüler*innen auch etwas Erholung, da die deutsche Schule in Helsinki, in der wir stranden durften, dankbarer Weise einen Ruheraum mit Matratzen hatte.

Brüssel, Belgien

Die dritte Reise nach Brüssel fing für das Team aus Berlin mit einer Hürde an, die zunächst nicht überwunden werden konnte: Die für den Samstag geplante Bahnfahrt fiel aus, aufgrund der halb Deutschland betreffenden technischen Störung, unter der alle Bahnfahrenden an dem Tag leiden mussten. Kurzerhand mussten wir umdisponieren und die Fahrt um einen Tag verschieben.
Als wir Sonntagnachmittag dann endlich in Brüssel ankamen, erwartete uns schon das finnische und slowenische Team im Hotel und kurz darauf zu einem gemeinsamen Essen im Restaurant. Da ergriffen die deutschen Schüler*Innen die Initiative, und suchten mit den finnischen und slowenischen Schüler*Innen den Kontakt, indem sie die Tische im Restaurant bunt mischten, sodass alle miteinander in Kontakt traten. Das Essen endete in einer gemeinsamen Erkundungstour durch Brüssel, die natürlich pünktlich um 22.00Uhr im Hotel endete.

Der darauffolgende Tag startete mit einem Besuch im Europaparlament sowie einer Führung durch das Parlament. Es stellte sich eine Dame vor, die dort arbeitet und brachte uns näher, was ihre Tätigkeiten sind und wie das Parlament strukturiert ist. Am Nachmittag nahmen wir an einem angeleiteten Rollenspiel teil und schlüpften dabei in die Rollen fiktiver Parteien im Europaparlament, die zu einem Gesetzesentwurf Stellung nehmen und andere von ihrer Meinung überzeugen mussten. Zum Abend hin trafen sich die Schüler*Innen aller Teams oben auf den Dachterrassen des Hotels und verbrachten einen schönen gemeinsamen Abend zusammen.

Am Dienstag begann der Tag mit einem Besuch des Parlamentariums, einer Ausstellung zur Geschichte und Gründung der EU. Später am Tag trafen die nationalen Teams Abgeordnete ihres eigenen Landes, um in Gesprächen mit ihnen über vorher vorbereitete Interviewfragen zu reden. Das deutsche Team traf Erik Marquardt, Abgeordneter der Grünen für Berlin. Herr Marquardt erzählte uns dabei auf sehr unterhaltsame und anschauliche Weise, welche Herausforderungen und Schwierigkeiten sich mit seiner Arbeit verbinden und wie er stetig daran arbeitet, Grenzen zu überwinden. Den letzten Abend verbrachten die Teams wieder zusammen bei einem gemeinsamen Restaurantbesuch, bei dem die Ereignisse des Tages und die Planung für die Zukunft besprochen wurden.

Abschließend besuchten wir noch das Haus der Europäischen Geschichte, in dem eine Sonderausstellung zu historischen Plakaten und Propagandamaterial zu sehen war. Nach einer herzlichen Verabschiedung traten die einzelnen Teams am Mittwochnachmittag dann ihre Rückreise an und wir erreichten, diesmal planmäßig, am Abend Berlin.

Izola, Slowenien

Das Abschlusstreffen unseres Projekts fand im Mail 2023 an der slowenischen Küste in Izola statt. Da unser Team bereits Samstagnacht angereist war, konnten wir am Sonntag bei strahlendem Sonnenschein den idyllischen Fischerort und seine Umgebung erkunden. Bei einigen führte dies zu erheblichen Sonnenbränden aber die gute Laune hat glücklicherweise kaum Schaden dadurch genommen.

Da Izola sehr nahe an der italienischen und kroatischen Grenze liegt und einige Schüler*innen in einem der Nachbarländer wohnen waren die Überwindung der geographischen Grenzen auch Thema unserer Ausflüge. An einem Tag gab es einen Ausflug mit einem Fischerboot und entsprechendem Fischpicknick, das uns entlang der Küste führte und die Nähe zu beiden Nachbarländern aufzeigte. An einem leider sehr verregneten Tag haben wir eine Bustour gemacht, bei der wir zunächst nach Italien gefahren sind zu einer Wallfahrtskirche mit sehr exzentrischer Architektur und danach etwas Zeit in Triest hatten, bevor wir in einem slowenischen Ort Mittag gegessen haben. Am Nachmittag ging die Tour weiter nach Kroatien, wo wir eine Tropfsteinhöhle besichtigt haben.

Inhaltlich ging es bei dem letzten Treffen darum, die Projektergebnisse zu reflektieren und auf unterschiedliche Weise künstlerisch umzusetzen. Es gab dazu mehrere Workshops, die von einer lokalen Künstlerin, von Lehrer*innen der Schule und ehemaligen Schüler*innen angeboten und betreut wurden. Bei allen Workshops ging es darum Motive zu finden, die auf symbolische oder direkte Weise die Erfahrungen der Schüler*innen zu den unterschiedlichen Aspekten der Grenzüberwindung, die wir behandelt haben zum Ausdruck zu bringen. Zum einen konnte jede/r ein individuelles T-Shirt gestalten und drucken, es wurden digitale Postkartenmotive designt und ein großer Karton mit einem Motiv angemalt, der persönliche Erinnerungen zum Projekt zu Ausdruck bringen sollte. Eine kleine Gruppe an Schüler*innen hat in der Woche als Redaktionsteam gearbeitet und eine umfangreiche Broschüre erstellt, in der die Projektergebnisse aus unterschiedlicher Sicht präsentiert wurden. In einer großen Abschlusspräsentation, zu der der Bürgermeister von Izola, lokale Politiker und alle weiteren Schüler*innen der Schule in Izola zusammenkamen wurde aus den Kartons eine „wall of memories“ gebaut und alle Teilnehmenden haben ihre Gedanken zu den von ihnen gestalteten Motiven präsentiert. Die Postkarten, die auf der Rückseite QR-Codes haben, auf denen Fotos und andere Ergebnisse des Projekts aufzurufen sind, wurden verschickt an Familie und Freunde und natürlich Personen, die am Projekt beteiligt waren, wie die EU Abgeordneten, die wir in Brüssel getroffen hatten. Einige Schüler*innen haben Reden gehalten und abschließend haben wir sogar zusammen gesungen, was sogar vom lokalen Fernsehsender gefilmt wurde.

Neben der offiziellen Veranstaltung wurde aber auch viel gesungen. Edi, der Inhaber des Art Rock Hostels, in dem einige Schüler*innen und die Lehrer*innen untergebracht waren, entpuppte sich nämlich als großer Entertainer, der die Jugendlichen gerne zu Karaoke und Partys animiert hat. Da dies so erfolgreich war, wurde beschlossen, dass für die letzte Nacht auch die Gäste, die in Gastfamilien untergebracht waren im Hostel übernachten sollten, mitsamt ihren Gastgeber*innen, damit eine große Abschlussparty gefeiert werden konnte. Der Abschied am nächsten Tag fiel entsprechend verschlafen aus, aber was zählt sind die tollen Erinnerungen.